April Rezept – Überleben in der Küche

Im April im April, da macht das Wetter was es will. Und ich gleich auch. Hier folgen ein paar Überlebensstrategien für alle unbegabten, an sich selbst ver-zweifelnden Küchenneulinge.

Ich gehörte zu den „Essen ist ein notwendiges Übel“-Müttern. Der Gang in die Küche fühlte sich damals an wie der Gang in ein Minenfeld. Besonders als die Babybreis nich mehr reichten, ich wieder die bezahlte Arbeit aufnahm und der Grosse schulpflichtig wurde. Plätzlich wurde die Zeit zu einem wichtigen Hindernis. Ein Beispiel:
10:30h: Ich mach‘ mal Bolognese. Uff, welches Rezept nehme ich jetzt? Rezepte aus 4 Büchern und 10 Websites vergleichen. Das perfekte Rezept gefunden! Yep, das passt. Hab ich alles… oder? Agh, Passata ist alle. Iih die Zwiebel auch. Bäh. Dann gibt’s Hamburger. Noch 5 Rezepte gegoogelt. Ein perfektes gefunden. Wo ist der Käse jetzt? undBurger-Buns?? Kids abholen. Der kleine war den halben Weg am Schreien. Nachhause angekommen. Da – eine Schüssel voll Reste? .. wäh sie stinkt… weg damit. Agh. Dann gibt’s halt Spaghetti Carbonara…. mit oder ohne Rahm… sind die Eier noch frisch?? Um 14h ist noch Arzttermin. Es gibt Salami-Sandwich.
Tag danach: Zwiebel und Passata gekauft. Hackfleisch stinkt.

Es ging natürlich nicht lange so. Eines Tages hatte ich DIE Erleuchtung:

  1. Keiner meiner Vorfahren war Köchin oder Koch… und alle haben Vollzeit gearbeitet. Viele konnten weder lesen noch rechnen.
  2. Ohne Nahrung wären wir schnell nach der Geburt gestorben. Ich bin also entweder eine Nachfahrin besonders talentierter Essenszubereiterinnen oder aber unempfindlicher Allesfresser – schliesslich lebe ich.

Dann sollte es doch etwas entspannter funktionieren? Zum Beispiel so:

Akzeptieren

Küchenstress entsteht, wenn du dir nicht genug Zeit zum Kochen lässt. Z.B. nicht akzeptieren willst, dass Essen ein wichtiger Bestandteil deiner Existenz ist. Wenn du dir bewusst wirst, dass neben Atmen, Trinken, Schlafen und Wärme, eben auch das Essen zu den Grundbedürfnissen jedes Menschen gehört, bekommt das Kochen auch einen höheren Stellenwert. „Ich will aber Essen und nicht Kochen“ kannst du sagen, oder: „ich bin zu Besserem bestimmt“… sicher, solange du das Geld & den Magen hast dafür. Hast du es nicht, lohnt es sich Party, Fussball & Shoppen gegen das kleine Küchenschwarze zu tauschen und die Messer zu wetzen bis die Funken sprühen!

Und… akzeptiere auch, dass das Essen aus Social Media Kanälen und aus Hochglanzmagazinen in Wirklichkeit selten so aussieht. Profiköche haben jahrelang geübt, voneinander kopiert, Filter verwendet. Auch die Restaurant- oder Showküchen sind anders eingerichtet als deine Einbauküche. Die vorgefertigten Nahrungsmittel der Datailhändler enthalten Zusätze, die alles etwas besser schmecken lassen. Und, vielleicht hat deine Kollegin das superfeine Abendessen schon 10 Mal mehr schlecht als recht gekocht und jetzt endlich hat sie’s perfekt hinbekommen!

Sei nicht streng zu dir. Gibt dir Zeit.

Kücheneinrichtung

Küchen-Grünschnäbel brauchen keine Mikrowelle, Fritteuse, Entsaftermaschinen, auch keine Ei-Trenngeräte oder Apfelteiler. Unsere Vorfahren hatten sie auch nicht nötig gehabt. Ohne diese Geräte lernst du wirklich kochen, sparst Geld und Platz in der Küche und hast Freiraum für Kreativität.

Die grössten Übeltäter in der Küche sind Messer und Schneidebretter. Wenn du schon nach dem Gemüserüsten und Brotschneiden erschöpft bist, dann hast du womöglich die falschen Messer in der Hand. Nach jahrelanger 2-Messer-Philosophie (schliesslich hatte meine Grossmutter auch nicht mehr), kam ich zu den Richtigen und werde sie nie mehr hergeben. Scharfe, gut in der Hand liegende Messer sowie solide, rutschfeste Schneidebretter, aufeinander angepasst,  sind eine Investition wert. Und eine Beratung diesbezüglich auch. Da beginnt die Kochfreude! Eine Pfanne hast du schnell mal, aber wenn du mit falschen Messern und rutschenden Schneidebrettern arbeitest, frustrieren dich schon die ersten Aufgaben in der Küche.

Ein scharfer Sparschäler und eine scharfe Multifunktionsreibe sind ebenfalls echte Küchenhelfer. Zu den restlichen Kochutensilien schreibe ich in meinem Blog… bei Gelegenheit.

Küchenorganisation

Alles was du regelmässig und oft verwendest, steht, hängt oder liegt griffbereit vor oder seitlich von deiner Küchen-Arbeitsfläche. Alles andere kann in Schränken, Schubladen, auf Tablaren oder in anderen Räumen verstaut werden. Arbeite IMMER sauber! Das heisst: Alle verwendeten Utensilien und die Küche müssen nach jedem Gebrauch blitzblank sein und alles an seinem Ort verstaut. So sparst du dir viel Ärger, Peinlichkeiten und Suchaktionen. Kochst du für deine Familie, sollen sie dir nach dem Essen in der Küche helfen. Ich finde diesen Part sehr meditativ. Du machst eine Arbeit zu Ende. Natürlich wird dir das vermutlich nicht jeden Tag gelingen. Mir gelingt es nicht… aber ich möchte gerne….

Du beginnst rechtzeitig mit dem Kochen. Das kann zwei Stunden vor der Mahlzeit sein. Du musst dann noch nicht kochen, aber wenigstens kannst du reagieren, falls plötzlich was fehlt. Mit den Wochen, Monaten und Jahren wirst du viel schneller…. Aller Anfang ist schwer. Es macht auch Sinn, wenn du deine Menüs für eine ganze Woche planst. Ist voll stier, aber erleichtert den Alltag extrem. Ich mache sie jede Woche, und schaffe es immer noch nicht, mich daran zu halten… aber wenn ich’s doch tue, ist’s eine einfache Woche gewesen.

Vorräte

Mehl, Reis, Teigwaren, Polenta, Hülsenfrüchte getrocknet oder in Konserven, Thunfisch und Ravioli und Staldercreme in Konserven (oder was du tatsächlich isst). Salz, Backpulver, Natron, Hefe, Pfeffer schwarz und weiss, Paprika scharf und edelsüss, Chilimix, Kümin, Änis, Lorbeerblätter, Muskatnuss, Zimt, Öl, Essig, gestückelte Tomaten in Dose und Passata, Tomatenpüree, Senf, Mayonnaise, Ketchup, Soja, Zucker, Kaffee und Tee. Das alles ist immer vorrätig bei mir. Frischprodukte werden regelmässig dazugekauft – Eier, Käse, Joghurt und Milch. Auch für den Singlehaushalt lohnt es sich all das anzuschaffen – allerdings in der kleinsten Verpackungseinheit. Die kleinste Zwiebel, die kleinste Peperoni. So ersparst du dir den Beschaffungsstress, kannst Hungerattacken vermeiden (… weil du am Vorabend, nach einem langen Arbeitstag doch noch etwas essen konntest), bist sogar auf spontanen Besuch vorbereitet oder hast eine Notlösung, wenn das Essen anbrennt, du mal krank bist oder keine Lust auf Kochen hast.

Die Rezepte

Beginne mit einfachen Familienrezepten, falls du welche hast. Ansonsten: Der Tiptopf hat eine gute Rezeptsammlung für Anfänger. Das ist mehr als genug. Suche dir vollwertige Rezepte heraus, welche wenige, nicht exotische Zutaten und wenig Zeitaufand verlangen. Eine vollwertige Mahlzeit besteht aus einer Stärkebeilage (z.B. Kartoffeln, Reis, Teigwaren, Hülsenfrüchte, Brot), einer-zwei Hand voll Salat und/oder Gemüse (roh, gekocht, gebraten oder gebacken), und einer Eiweissbeilage (Fleisch, Fisch, Tofu, Eier, Käse…).

Hole vor dem Kochen alles raus, was du für das Gericht brauchst, inkl. Messer, Löffel, Pfannen, Gewürze und lege es auf die Arbeitsfläche. Wiege alles ab, räume den Rest weg. Fehlt dir etwas, hast du immer noch Zeit notfalls bei Nachbarn zu klingeln.

Kochen

Lies zuerst das Rezpt durch, dann befolge einen Schritt nach dem anderen. Iss auf, entscheide ob du’s wieder machen willst oder nicht. Wenn ja, übertrage das Rezept in ein persönliches Familienkochbuch oder deine Rezept-Datenbank. Wiederhole bis du’s auswendig kannst.

Abwaschen und Küche aufräumen. Geschafft.

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