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Wolltest du auch schon einen Tee kaufen und warst völlig überwältigt vom Angebot? Bist du am Ende auch wie ein begossener Pudel mit einer bunten oder Gesundheit versprechenden Verpackung zur Kasse gelaufen? Damit du dieselbe Verpackung einige Jahre später knapp angebraucht – wegwirfst? Wenn ja, dann lies hier weiter.
Die verschiedenen Teesorten – die Vogelperspektive
Camelia Sinensis & Assamica, Mate, Rooibos, Kräuter und Früchte. Alles etwas verwirrend? Hier geht’s im Eiltempo durchs hiesige Teesortiment… auf meine Art, wie immer. Also: Die ersten zwei genannten Pflanzen enthalten Koffein. Teein kann man es selbstverständlich auch noch nennen. Der Wirkstoff ist laut Lehrmeinung derselbe. Die übrigen Teesorten enthalten kein Koffein. Alle diese Tees gibt es pur oder gemischt (Blend), lose, in verschiedensten Beuteln gefüllt mit ganzen, zerhackten oder granulierten Blättern und natürlich auch in Kapseln für Teekapsel-Maschinen.
Die Mutter aller Tees: Camelia (Sinensis und Assamica)
Hast du diesen Namen schon mal gehört? Das sind buchstäblich die einzigen offiziellen Teepflanzen. Nur Produkte aus diesen Pflanzen dürften sich, rein haarspalterisch betrachtet, Tee nennen. Ob aus China, Indien, Türkei oder Afrika; alle Tee-Produzenten dieser Länder beliefern uns mit derselben Teepflanze in Form von Schwarz-, Grün-, Gelb- oder Weiss-Tee, oder einem Sencha, Oolong, Russische Karawane oder einem Kenianischen Kirinyaga. Das ist Tee. Werden die Tees mit Gewürzen wie Kardamom, Zimt und mehr angereichert, heisst es dann Tschai/Chai. In vielen slawischen Ländern wird der Tee „čaj“ genannt – dort bedeutet es aber nichts anderes als Tee. Man muss nicht mit Gewürzen rechnen.
Teepackungen, die mit Assam, Darjeeling und Ceylon angeschrieben sind, bezeichnen die Gebiete, in denen die Blätter der Camelia Sinensis oder eben Assamica gepflückt wurden. China, Taiwan und Japan sind eher bekannt für Namen wie Weisser, Gelber oder Roter Tee, Oolong, Sencha, Pu’er. Matcha ist Grüntee aus Japan – da werden die pulversiereten Blätter mitgetrunken aber auch in Kuchen oder Saucen gemischt. Das Anbaugebiet dieser Teepflanzen, deren Pflückdatum, die Wahl der Blätter, der Trocknungs- und Fermentierungsgrad sowie der jeweilige Teemeister entscheiden über den Namen und den Geschmack in unserer Tasse. Und der ist tatsächlich anders.
Der English Breakfast Tea und der Ostfriesentee bestehen beide aus einem Blend von Schwarztees aus verschiedenen Anbaugebieten. Im klassischen Earl Grey ist nebst Schwarztee auch Bergamottöl/-aroma enthalten.
Camelia Sinensis/Assamica-Tees lässt man 3 Minuten ziehen um einen Koffeinkick eine Anregung der Verdauung und des Stoffwechsels zu erzielen. Schwarztee ist ein guter Aromaträger, liess ich mir im Länggass-Tee-Lädeli sagen. Mischt man einwenig Jasmin oder Zitrone dazu, kommen diese Geschmäcker mehr zur Geltung. Je länger der Tee zieht, desto beruhigender wirkt er, wird aber auch bitterer im Geschmack. Grüntee ist nicht fermentiert (gut für Menschen mit Histaminintoleranz), Schwarztee hingegen schon. Weisser, Gelber und Roter Tee sind teilfermentiert und sind vorwiegend chinesische Meisterwerke.
Der Starke: Mate oder Yerba Mate
Der Mate Tee stammt aus Südamerika und ist der Tee mit dem stärksten Koffeingehalt… sagen die einen… die anderen schwören auf Grün- oder Schwarztee. Mateblätter werden von einem Strauch gepflückt, welcher zu den Stechpalmengewächsen gehört. Er wird ursprünglich aus einer kleinen Kalebasse getrunken (kleiner, ausgehöhlter Kürbis), mit einem Metallröhrchen, das gleichzeitig als Sieb dient. Denn der Becher wird nicht zu knapp mit der Yerba (Kräutern) gefüllt und mit zuerst heissem, dann kochendem Wasser übergossen. Die Yerba bleibt drin. Natürlich ist dieser Tee auch in Beuteln für die gewöhnliche Teetasse erhältlich.
Dem Mate Tee wird auch nachgesagt, dass er bei der Gewichtsreduktion gute Hilfe leistet. Er riecht ein wenig nach Heu und ist im Blend oder pur erhältlich. Ich bin im Augenblick Fan von Mate Cocktail – bei Tekoe gefunden. Es ist ein Blend, angereichert mit Bestandteilen von Tropenfrüchten.
So wie die Teesorten der Camelia Sinensis/Assamica enthält auch der Mate Koffein (Guaranà und Colanuss übrigens auch). Man lässt ihn allerdings bis zu 8-10 Minuten ziehen, um seine volle Wirkung zu erzielen.
Der Süsse: Rooibos
Die Rooibos Teeblätter werden den südafrikanischen Rotbüschen entrissen. Was für ein Satz… und der nächste noch besser: Der Rotbuschtee ist rot, aber eine grüne Variante ist auch im Handel – ist wirklich kein Wortwitz. Der Rotbusch gehört botanisch zur Familie der Hülsenfrüchte. Er ist koffeinfrei, schmeckt von Natur aus leicht süsslich und ist sehr gut verträglich. Aus diesem Grund schmeckt er den Kindern normalerweise am besten, auch als Blend mit anderen Kräutern/Früchten drin.
Die nicht so Trivialen: Kräuter- und Früchtetees
Im Unterschied zu den Schwarz- und Mate-Tees, enthalten Kräuter- und Früchtetees kein Koffein. In vielen Nachbarländern werden diese Tees „Infusion“ oder „Tisane“ genannt, weil sie normalerweise keine Teeblätter enthalten. Um sicher zu gehen, liest du die Inhaltsstoffe auf den Verpackungen. Nebst Thymian, Minze und co. werden auch Lindenblüten (Baum), Hibiskus (Blume), Gräser und Samen zu Kräutertees gemischt. Verkauft werden sie in Reinform wie Kamillentee oder in unendlich vielen Kombinationen, die auch nicht als Tee, sondern z.B. „Goldblüemli“ benannt werden. Deren Zusammensetzung ist aber immer auf den Packungen ersichtlich.
Kräutertees wird viel Gutes und Gesundes nachgesagt. Je nachdem welcher Bestandteil der Pflanzen verwendet wurde, wirkt das einzelne Kraut oder die Kräutermischung sogar pharmakologisch und darf nur über Drogerien/Apotheken verkauft werden. Alles, von der Wurzel, über Stiel und von den Blättern bis zum Stempel, kann auf irgendeine Weise mehr oder minder dem Körper nützlich sein und darf in die Kräutermischung rein. Kräutertees können sehr mächtig im Geschmack und in der Wirkung sein. Frei im Detailhandel verkäufliche Tees sollten allerdings keine oder höchstens eine milde Wirkung auf die Gesundheit haben.
Es sind vor allem die Kräutertees, die sich in den schönsten Verpackungen verstecken. Bei diesen Teemischungen kann man geschmacklich ziemlich danebengreifen oder fast süchtig danach werden. Ich persönlich bevorzuge die Verdauungstees, auch „Après Repas“ und „Digestives“ genannt. Sie enthalten meist Fenchel und Änis. Mit „Harmonie-“ und „Apfelstudeltee“ kann ich weniger anfangen – was nicht bedeutet, dass sie mir nicht schmecken könnten.
Die Früchtetees bestehen, wie der Name schon verrät, aus getrockneten Früchten. In Teemischungen sind manchmal auch Blumenbestandteile, Kräuter und Aromen in Form von Öl drin. Der älteste mir bekannte reine Früchtetee ist der Hagebuttentee. Granatapfel, Hibiskus und Beerenmischungen sind aber auch weit verbreitet, vor allem in Tees für Kinder (meine mögen sie nicht sonderlich). Früchtees sind alle etwas säuerlich im Geschmack, geben aber einem Schwarztee/Mate z.B. einen besonderen Erfrischungskick.
Was tun, wenn der Tee nicht (mehr) schmeckt
Wenn er noch relativ neu und einzelverpackt ist, sind der Nachbarschaftschat oder der Treppenhaus-Schwatz eine gute Plattform.
Man kann den unerwünschten Platzräuber trotzdem trinken, z.B. mit Zitrone/Früchten, Kräutern und Zucker zu Ice Tea „gepimpt“. Die koffeinhaltigen Sorten eigenen sich bestens dafür. Früchtetees würde ich für Cocktails nutzen, anstelle von Sirup. Um Zeit zu gewinnen, kannst du dabei den Tee mit wenig kochendem Wasser überbrühen, Teebeutel ausdrücken/Blätter/Früchte entfernen, kaltes Wasser dazugeben und gut rühren. Zumindest ein Aroma bleibt drin.
Kräutertees geben cremigen Suppen ein nettes Aroma. Suppe fertigkochen, gefüllten Teesieb 5min rein, rausnehmen und umrühren. Dann hat deine Suppe auch die richtige Temperatur. Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Gourmets räuchern ihr Fleisch mit Schwarztee. Sie verteilen die vorher pulverisierten Teeblätter auf ein Backblech, stellen ein Gitterrost drauf, dann das Fleisch und umwicheln alles in Alufolie. Hallo selbstgemachter Smoker!? Ich habe das allerdings noch nie versucht.
Ein weiterer Bauerntrick ist, den „ungeliebten“ Tee in Kleinstmengen in andere besser schmeckende Tees zu mischen. Das könnte durchaus auch eine Bereicherung sein…. und natürlich… ist der Kompost die einfachste Lösung. Ist doch auch gut genutzt!
Die Teepreise – die vielen Kriterien
Es macht einen Unterschied, ob die für den Tee notwendigen Gewächse industriell auf riesigen Plantagen kultiviert, mit Pestiziden besprüht und von Kinderhänden gepflückt werden oder in einer politisch korrekten Umgebung zeremoniell und achtsam Blatt um Blatt. Es macht auch einen Unterschied, ob minutiös genau getrocknet (& fermentiert) wurde, wie gemischt und worin abgepackt wurde. Die Wahl des Beutels, der Verpackung, des Designs und auch der gewählte Name entscheiden, wieviel eine Packung kostet. Jede Arbeit will und soll gerecht belohnt werden.
So das wär’s!
Viel Spass beim Ausprobieren und noch mehr beim Experimentieren!
Quellen/Empfehlungen:
Interviews mit Verkäufern/Inhabern verschiedener Tee-Läden.
Länggass-Tee bietet Schulungen für Tee-Wissensdurstige an.
Ein Gedanke zu „Die Tee Party“