Bild: Kunal Murumkar Patil für Pexels
Das ist der zweite Teil meiner Thermomix® TM6 Story.
Was bisher geschah
Als bekennender Küchenelektronik-Muffel, liess ich mich auf Empfehlung verschiedener Kolleginnen – skeptisch und widerwillig – auf ein Erlebniskochen mit „diesem Gerät“ ein und war beschämenderweise doch angetan von der Vorstellung, was mir dieser Thermomix® TM6 mit integriertem Kochbuch und Waage alles abnehmen könnte… Schlagen, Zerkleinern, Pürieren, Mixen, Kneten, Dampfgaren, Anbraten (aber nicht scharf), Dünsten, Kochen, Fermentieren, Emulgieren, Karamellisieren, Andicken, Slow Cooking, Sous Vide-Garen, Reiskochen. Die Liste ist lang. Nur der liebe Ehemann blieb unbeeindruckt. „Wir haben keinen Platz. Das kostet zu viel. Du wirst es nicht nutzen.“, „Oke, oke, oke… natürlich hast du recht. Alles wahr! Beweismaterial hat es genug.“. Ich wäre aber nicht ich, wenn ich nicht insistieren würde. „Nur ein paar Tage. Nur schnell gucken, wie’s wirklich so tut und ob ich überhaupt damit umgehen kann. Kostet ja nur CHF 15.–/ Tag.“. Schliesslich sieht’s nach einer potentiellen Verbesserung vorwiegend meiner Lebensqualität aus – das ist Überlebensinstinkt (hab ich ihm nicht gesagt). Und ich habe es zum Glück getan.
Die Testphase
Ich mietete also das Gerät. Plante vorab Gerichte ein, die ich regelmässig zubereite oder zubereiten würde (siehe Teil 1 der Story). Das Gerät wurde geliefert, und ich liess die Maschine an: Falafelmasse, Gazpacho, Tomatensugo und Ajvar (haltbar gemacht), Siedfleisch (gedünstet), Kartoffelstock, Rösti, Schoggimousse (inkl. Schokoladeschmelzen), Brioches, Waffelteig, Spätzli- und Pizzateig, Chocolate-Chip-Cookies, Kräuter (gehackt), Mayonnaise (emulgiert). Auch die Kids versuchten es – etwas unseriös – was im Handyentzug endete.
Für den Rest der geplanten Gerichte, reichte die Energie nicht mehr aus. Bolognese, Konfi, und Putzmittel… nicht getestet. Aber er ist guuuut, dieser Thermomix® TM6. Bis auf ein paar selbstverschuldete Fehler ist alles perfekt geworden. Der Ajvar und die Tomatensauce tragen nach einer Woche noch keinen Pelz und riechen auch nicht bedenklich – was mir noch nie gelang. Die Rösti ist etwas gewöhnungsbedürftig. Mit gekochten Kartoffeln wird sie klumpig und mit rohen Kartoffeln kommen Würfelchen raus – aber nicht schlecht. Bei den geführten Rezepten kann die Zuckermenge ruhig reduziert werden. Brioche- und Pizzateig kommen gummig raus (= saubere Schüssel) – wenn man die Teige etwas länger aufgehen lässt, wird die Masse weitaus besser als meine selbstgeknetete.
Der Haken: Das Zerkleinern macht Lärm. Hell’s-Angels-beim-Losfahren-Lärm. Kurz. Aber extem laut. Ein Heavy Metal Star könnte man sagen. Die leisen Töne hat diese Maschine aber auch drauf – beim Andünsten, Eiweissschlagen, Emulgieren. Sie hüpft auch ab und zu. Beim Teigkneten z.B. hatte ich kurz Angst, sie würde mir auf den Boden springen. Tat sie natürlich nicht. Aber: Das Ergebnis machte alles wett.
Ergebnis
Meine Dame, mein Herr, diese Maschine ist der Rede wert! Man muss ihr eine Chance geben. Du musst weiterhin Gemüse rüsten, vorschneiden, auswallen… die Bratpfanne brauchst du auch, den Ofen, die Herdplatten. Aber du musst nicht mehr weinen beim Zwiebelschneiden. Du musst nicht 20 Minuten am Herd stehen und rühren. Du musst keine 5 Minuten einen Knopf gedrückt oder einen Pürierstab halten. Geknetet hat sie vermutlich in einem Viertel der Zeit, die deine Knetmaschine brauchen würde. Auch als Fleischwolf sei der Thermomix® TM6 geeignet. Das habe ich allerdings nicht getestet. Reis kochen und obendrauf Gemüsedünsten geht gleichzeitig. Varoma® heisst das Zauberwort bzw. der Aufsatz. Keine Sauerei. Nur ein paar Geräteteile zum Waschen – in der Spülmaschine.
Nun, die einen sagen: Küchenroboter? Wo bleibt da die Kochfreude? Ist was für Faule die obendrein nicht kochen können. Zu teuer. Sowas braucht doch kein Mensch. Sie ist verdammt laut. Wir haben schon alle Geräte – inkl. Einzelteile.
Ich sage: Scheisse ist die gut. In 15 Minuten 3 verschiedene Teige zubereitet und Rotkohl zerkleinert. Pizza, Waffel und Spätzli (bisher stur auf die heilige Holzkelle geschworen). Pizza zum Abendessen, Spätzli zum Einfrieren, und Waffeln morgen zum Frühstück. 4 x Spülen à 5 sekunden gedrückt. Einmal eine Schüssel und Mahlwerk abgewaschen.
Natürlich, die Pizza muss noch ausgewallt, belegt und gebacken werden. Der Spätzliteig muss noch durch’s Sieb. Der Waffelteig muss ins Waffeleisen… Aber die Basis steht. Yoga anstelle „Oberarmverschleiss“.
Was mich noch überzeugt hat
Das Schlagmesser ist „unscharf“ = keine Verletzungen zu befürchten.
Ich muss nicht murxen mit Knet-Rühr-Mix-Raffel-Aufsatz-Wechseln.
Ich brauche keine Waage (Kids schon, einmal zuviel Flüssigkeit drin, ist’s schlecht rückgängig zu machen).
Ich kann die Knetmaschine, den Häcksler, den Mixer mit seinen 100 Ersatzteilen zum Speedy Cash bringen oder verschenken.
Die Zwiebeln brennen nicht an beim Andünsten.
Es kocht nichts über. Ich kann ruhig Franz-Wörtchen abfragen, Wäsche aufhängen oder Küche aufräumen und das Essen herausholen, wenn ich Zeit habe.
Die Mayonnaise ist perfekt geworden.
Das Fleisch (Ragout-artig) ist perfekt angedünstet.
Die Kräuter sind feinst gemahlen… aber grob geht’s auch.
Ich kann die Temperatur für den Tee haargenau einstellen.
Ich kann mein Eis crushen für den Feierabenddrink.
Die abrufbaren Rezepte sind solid und die Sammlung riesig.
Die Herdplatten bleiben sauber.
Vorspülmodus funktioniert einwandrei. In max. 5 Sek. ist das Gerät sauber.
Ich war traurig, als sie abgeholt wurde. Sie fehlt mir!
Nachteile
Sie ist laut. Edelstahl macht Krach. Und sie muss in der Küche Platz haben, so kann sie maximal genutzt werden.
Sie ist teuer. Ganze 1600.– Fr. Aber es gibt aber verschiedene, wirklich sehr kundenfreundliche Abzahlmodelle. Der Cookidoo kostet extra.
Wer braucht so einen Küchenroboter und wer nicht?
Ich. Dann noch solche, die...
– viel auf Vorrat kochen müssen/wollen (Meal Prepper)
– besondere Bedürfnise haben wie Gluten-AllergikerInnen (Getreide selber mahlen), Veganer (Milch), etc.
– perfekt pürieren und temperiren müssen, z.B. für Menschen mit Schluck-Beschwerden, Babies
– mit einer grossen Gemüse- & Früchteernte gesegnet sind und einmachen und fermentieren müssen
– Kochen als notwendiges Übel betrachten oder nicht kochen können
– Kräuterhexen, Medizinmänner, Kosmetik- & Putzmittel-Selbstversorger
Wer soll es nicht kaufen? Solche
– die nie kochen
– die aus Leidenschaft kochen, und beim Zwiebelschneiden gerne weinen
– keinen Platz in der Küche haben oder diesen lieber edlen Designerstücken zur Verfügung stellen
– die lärmempfindlich sind
– die einen Single-Haushalt führen: Ein Küchenroboter ist nicht so fancy-shmancy wie das neuste Handy oder eine Prada Tasche, und einige benötigen das Occassion-Auto dringender.
Fazit
Man muss wohl genug gekocht haben, um sich für sowas zu begeistern. Ich habe mich von „beleidigt, dass man mir über Küchenroboter redet“ zum „Gott, ist das Teil gut!“ entwickelt. Ich werde mir die Thermomix® TM6 auf Weihnachten leisten… auch wenn ich sehr gerne koche. Vielleicht auch desswegen. Salatsaucen-Vorrat, Kartoffelstock, Rösti, Suppen, Brote, Teige allgemein, Gemüsedünsten, Gschnätzlets, Béchamel, Polenta, Bouillon, Pudding, Panna Cotta, Glacé… und Eis crushen. Das werde ich auch. Ich liebe dies Crusssssshhheeed Iccccceee in den Longdrinks!
Es gibt bestimmt mal einen dritten Teil der Thermomix® TM6 Story…